Baufinanzierung im Alter: So geht’s!
Nicht immer macht sich der Wunsch nach dem Eigenheim schon frühzeitig bemerkbar. Doch wer erst im Alter von 50+ an die eigene Immobilie denkt, gibt diesen Traum viel zu häufig vorschnell auf. Ältere Kreditinteressenten gehen oft davon aus, keinen Kredit mehr zu bekommen. Das ist jedoch nicht ganz richtig: Zwar geht eine Baufinanzierung im Alter mit einigen Hürden einher, doch unmöglich ist das Vorhaben nicht.
- Baufinanzierung im Alter: So geht's!
- Gibt es eine Altersgrenze für einen Immobilienkredit?
- Muss eine Baufinanzierung bis Renteneintritt abbezahlt sein?
- Wie unterscheidet sich ein Rentnerkredit von einer regulären Baufinanzierung?
- Hilfreiche Tipps: So bekommen Sie auch im Alter noch eine Baufinanzierung
- Baufinanzierung für Instandhaltung und Modernisierung: Bekomme ich im hohen Alter einen Kredit für Reparaturen?
- Fazit: Eine Baufinanzierung im Alter ist keine Seltenheit mehr
Gibt es eine Altersgrenze für einen Immobilienkredit?
Aufgrund der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) waren Banken in der Vergangenheit dazu gezwungen, die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden als einziges Prüfkriterium heranzuziehen, wenn es um Immobiliendarlehen ging. Dies führte dazu, dass ältere Kunden oft ohne Kreditvertrag aus dem Banktermin gingen. Banken verließen sich bei der Beurteilung häufig auf die statistische Lebenserwartung: Konnte der Kreditnehmer das Darlehen planmäßig nicht bis zum 75. Geburtstag abbezahlen, wurde es schlichtweg nicht bewilligt.
In jüngsten Jahren wurden jedoch einige Gesetze verabschiedet, die diese Richtlinie stark aufweichten. Banken berücksichtigen nun zunehmend auch andere Faktoren wie etwa den Wert der Immobilie und die voraussichtliche Wertentwicklung. Somit haben auch Kreditnehmer ab 50 wieder eine realistische Chance auf einen günstigen Baukredit. Es kommt also immer auf den Einzelfall an, ob eine Bank den Kredit bewilligt oder nicht. Ein Höchstalter für eine Baufinanzierung gibt es daher nicht.
Muss eine Baufinanzierung bis Renteneintritt abbezahlt sein?
Im Rahmen einer Studie der Stiftung Warentest verlangte kein einziger der 73 befragten Baufinanzierer, dass das Darlehen bis Renteneintritt abbezahlt werden muss. Einem Rentnerkredit für den Hauskauf steht somit rein formal gesehen nichts im Weg. Nichtsdestotrotz kann es nicht schaden, wenn Sie sich das Rentenalter als Ziel für die Tilgung setzen. Haben Sie Ihr Haus bis dahin vollständig abbezahlt, können Sie sich entspannt zurücklehnen und Ihren Ruhestand in den eigenen vier Wänden verbringen.
Sind hingegen im Rentenalter noch Kreditraten zu zahlen, so sollten Sie das Vorhaben vorab genau durchkalkulieren. Sie werden nicht viel Freude an Ihrem Eigenheim haben, wenn hohe Kreditraten einen Großteil Ihrer Rente verschlingen. Sollte dann noch eine ungeplante und kostspielige Renovierung anstehen, kann dies im schlimmsten Fall zur Zwangsversteigerung führen. Denn was viele Kreditnehmer nicht bedenken: Zwar fallen mit einem Eigenheim die Mietzahlungen weg, doch sind Sie stattdessen für sämtliche Instandhaltungsarbeiten und unvorhergesehene Nebenkosten selbst zuständig.
Bedenken Sie auch, dass steigende Zinsen dazu führen können, dass die Raten der Anschlussfinanzierung deutlich höher ausfallen als die des Erstkredits. Kalkulieren Sie also ein wenig Spielraum ein und überlegen Sie sich gut, ob es nicht doch besser für Sie wäre, weiterhin zur Miete zu wohnen.
Wie unterscheidet sich ein Rentnerkredit von einer regulären Baufinanzierung?
Im Grunde unterscheidet sich ein Rentnerkredit für den Hauskauf nicht von einer regulären Baufinanzierung. In beiden Fällen handelt es sich in der Regel um ein Annuitätendarlehen. Das bedeutet: Sie vereinbaren mit der Bank eine gleichbleibende monatliche Rate und zahlen damit nach und nach das Darlehen ab. Die Rate enthält neben dem Tilgungssatz auch bereits die Zinszahlungen, die direkt an die Bank gehen.
Nichtsdestotrotz sehen einige Rahmenbedingungen bei einer Baufinanzierung im Alter etwas anders aus. So vereinbaren jüngere Hauskäufer, die noch viel Zeit mitbringen, oft eine sehr lange Laufzeit von bis zu 30 Jahren. Zwar sollten Sie auch als älterer Kreditnehmer darauf achten, sich die aktuellen Niedrigzinsen möglichst lange zu sichern, doch wird sich keine Bank auf eine derartig lange Laufzeit einlassen. Sind Sie etwa 55 Jahre alt, so kann eine 20-jährige Laufzeit noch realistisch sein. Stehen Sie hingegen kurz vor der Rente, werden Sie um eine 10-jährige Laufzeit kaum herumkommen.
Während jüngere Kreditnehmer zwar noch viel Zeit für die Tilgung vor sich haben, bringen ältere Kreditnehmer meist ein beachtliches Eigenkapital mit und sind somit bei Banken gern gesehen. Um eine hohe Eigenkapitalquote werden Sie als älterer Kreditnehmer auch nicht herumkommen: 40 bis 50 Prozent sind keine Seltenheit. Teils schränken Banken die Beleihung bei einer Baufinanzierung mit 50+ auch ein und kappen diese bei 50 oder 60 Prozent. Den Rest des Kaufpreises müssen Sie dann mit eigenen Mitteln stemmen.
Die monatliche Kreditrate orientiert sich hauptsächlich am Einkommen und ist somit eher altersunabhängig. Nichtsdestotrotz sollten Sie dabei eines beachten: Wissen Sie bereits, dass Sie das Darlehen nicht bis zum Renteneintritt abbezahlen können, so sollten Sie der Bank vorab einen Tilgungssatzwechsel vorschlagen. Sie zahlen dann in den letzten Jahren der Erwerbstätigkeit eine wesentlich höhere Rate für Ihr Rentner-Hypothekendarlehen. Zum Renteneintritt wird die Rate aber gesenkt, sodass die finanzielle Belastung für Sie besser zu tragen ist.
Hilfreiche Tipps: So bekommen Sie auch im Alter noch eine Baufinanzierung
Scheuen Sie sich nicht davor, auch als Best Ager noch einen Immobilienkredit anzufordern. Mit den folgenden Hinweisen gehen Sie gut vorbereitet in den Banktermin.
Zusatzsicherheiten
Die Eigenkapitalquote ist nicht alles. Auch zusätzliche Sicherheiten helfen Ihnen dabei, sich einen Immobilienkredit zu sichern. So können Sie der Bank beispielsweise Ihre Lebensversicherung als Sicherheit anbieten. Dabei wird vereinbart, dass Sie weiterhin Ihre monatlichen Beiträge einzahlen. Wird die Versicherung dann ausgezahlt, geht der Betrag als Einmalzahlung direkt an die Bank. Das hilft Ihnen dabei, Ihr Darlehen schneller zu tilgen. Auch einen alten Bausparvertrag, den Sie sich nie haben auszahlen lassen, können Sie auf diese Weise in die Finanzierung mit einbringen.
Gut ist es auch, wenn Sie schon abbezahlte Immobilien besitzen. Haben Sie sich beispielsweise vor Jahren eine kleine 1-Zimmer-Wohnung als Kapitalanlage gekauft, so können Sie auch diese als Sicherheit einbringen. Je mehr Sicherheiten Sie mitbringen, desto attraktiver sind Sie als Kreditnehmer.
Restschuldversicherung
Eine Restschuldversicherung begleicht Ihre Restschuld, falls Sie vor Abzahlung des Darlehens versterben. Gerade bei älteren Kreditnehmern ist eine derartige Sicherheit seitens der Banken gern gesehen. Für Sie als Kreditnehmer ergeben sich so jedoch laufende Folgekosten, die in den Finanzplan mit einkalkuliert werden sollten.
Die Restschuldversicherung hat nicht nur einen Vorteil für die Bank, sondern unter Umständen auch für Ihre Erben. Diese erben Vermögen ebenso wie Schulden. Ist Ihren Erben bewusst, dass das Haus noch stark belastet ist und dass noch zahlreiche Kreditraten anstehen würden, können diese das Erbe ablehnen. Allerdings gilt dabei: ganz oder gar nicht. Wird das Erbe abgelehnt, muss auch der Vermögensanteil abgelehnt werden. Eine Restschuldversicherung macht eine derartige Entscheidung obsolet: Ihre Erben können das Erbe dann bedenkenlos antreten, da die Versicherung für die restlichen Kreditzahlungen aufkommt.
Bürgschaft
Bei einer Bürgschaft tritt eine andere Person vor der Bank als Ihr Bürge auf und sichert zu, den Immobilienkredit zu übernehmen, falls Sie nicht mehr zahlen können oder vorzeitig versterben. Gerade ältere Kreditnehmer sehen darin häufig eine Chance, doch noch an den erhofften Rentner-Kredit zu gelangen. So kann beispielsweise die Tochter als Bürge auftreten: Geht das Haus im Falle Ihres Todes ohnehin an Ihre Tochter, ist es auf den ersten Blick nur sinnvoll, dass diese auch die Kreditraten mit übernimmt. Allerdings sollten Sie eine Bürgschaft nie übers Knie brechen. Vor allem der Bürge sollte sich vorab gut informieren, da eine Bürgschaft nicht nur im Todesfall greift. Haben Sie sich bei der Finanzierung schlicht überschätzt und reicht Ihre Rente nicht aus, um die Darlehensraten zu zahlen, so wird auch hier schon der Bürge zur Kasse gebeten. Dieser haftet dabei mit seinem Privatvermögen.
Baufinanzierung für Instandhaltung und Modernisierung: Bekomme ich im hohen Alter einen Kredit für Reparaturen?
Wenn Sie bereits eine Immobilie besitzen und lediglich eine Finanzspritze für die anstehende Dachsanierung oder den Heizungsaustausch benötigen, dann haben Sie es auch im höheren Alter verhältnismäßig einfach.
Kleine Arbeiten, bei denen Sie voraussichtlich mit weniger als 50.000 Euro auskommen, können Sie über einen zweckgebundenen Modernisierungskredit finanzieren. Der große Vorteil daran: Diese Art von Kredit kommt ohne Eintrag einer Grundschuld aus. Im Idealfall ist das Darlehen nach 10 Jahren wieder abbezahlt. Bei Zinsen von 2,2 Prozent würden Sie für einen Darlehensbetrag von 20.000 Euro beispielsweise eine Rate von rund 180 Euro pro Monat zahlen müssen.
Geht es um größere Arbeiten, kommt gegebenenfalls ein Annuitätendarlehen infrage. Schrecken Sie dabei nicht davor zurück, die Bank um Geld zu bitten, denn Ihre Chancen stehen gut. Immerhin können Sie auf Ihrer Haben-Seite eine abbezahlte oder fast abbezahlte Immobilie verbuchen. Darüber hinaus werden die Modernisierungs- oder Instandhaltungsmaßnahmen den Wert der Immobilie steigern. Diese Wertsteigerung darf die Bank in die Bonitätsprüfung mit einfließen lassen, was Ihre Chancen auf eine Baufinanzierung erhöht.
Bevor Sie jedoch zur Bank gehen, sollten Sie sich in jedem Fall erkundigen, ob Sie für einen KfW-Kredit infrage kommen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau vergibt günstige Darlehen und sogar Zuschüsse und fördert so renovierungswillige Hausbesitzer. Ein Darlehen oder einen Zuschuss erhalten Sie unter anderem für:
- energieeffizientes Sanieren
- altersgerechten Umbau
- barrierefreien Umbau
Das Beste an der KfW-Förderung ist: Sie ist gänzlich altersunabhängig!
Fazit: Eine Baufinanzierung im Alter ist keine Seltenheit mehr
Während es ältere Kreditinteressenten in der Vergangenheit schwer hatten, noch ein Darlehen zu bekommen, so ist es heute verhältnismäßig einfach. Kreditnehmer im Alter von über 50 sind sogar oft gern gesehene Kunden, da die Eigenkapitalquote im Regelfall deutlich höher ausfällt als bei jüngeren Kreditnehmern. Zögern Sie den Banktermin also nicht länger hinaus und erfüllen Sie sich den Traum vom Eigenheim auch im fortgeschrittenen Alter. Ihre Chancen auf einen Kredit stehen wahrscheinlich besser als gedacht!
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