Disagio bei der Baufinanzierung – was bringt das?
Zahlt die Bank dem Darlehensnehmer nicht die volle Kreditsumme aus, handelt es sich um eine Baufinanzierung mit Disagio. Das auch Abgeld oder Damnum genannte Disagio ist eine Zinsvorauszahlung, welche die Zinsbelastung während der Laufzeit reduziert. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wann sich ein Darlehen mit Disagio lohnt und welche Vor- und Nachteile diese Finanzierungsvariante bietet.
Was ist ein Disagio?
Die Bezeichnung „Disagio“ stammt aus dem Italienischen und bedeutet übersetzt „Abschlag“ oder auch „Abgeld“. Nehmen Sie beispielsweise ein Darlehen in Höhe von 200.000 Euro auf und vereinbaren ein Disagio von 5 Prozent, zahlt die Bank Ihnen 190.000 Euro aus und behält die restlichen 10.000 Euro als Zinsvorauszahlung ein. Zurückzahlen müssen Sie den kompletten Kreditbetrag in Höhe von 200.000 Euro, der auch als Grundlage für die Zinsberechnung gilt.
Bei Finanzierungen mit Disagio sollten Sie also berücksichtigen, welche Kreditsumme Sie tatsächlich benötigen. Möchten Sie über die gesamten 200.000 Euro aus dem obigen Beispiel verfügen, reicht ein Kreditbetrag in dieser Höhe nicht aus, sofern Sie einen Abschlag von 5 Prozent vereinbaren. Für diesen Fall wäre eine Kreditsumme von 210.526 Euro notwendig. Bei einem Abgeld von 10 Prozent erhöht sich der Nominalbetrag noch deutlicher:
Nominalbetrag | Höhe Disagio | Auszahlungsbetrag |
210.526 Euro | 5 % | 200.000 Euro |
222.222 Euro | 10 % | 200.000 Euro |
Zu unterschieden sind beim Einsatz eines Disagios also 2 verschiedene Beträge:
- Nominalbetrag: Kreditbetrag und Grundlage für die Zinsberechnung
- Auszahlungsbetrag: Summe, die an den Kreditnehmer ausgezahlt wird
Welche Vorteile bietet eine Baufinanzierung mit Disagio?
Mit einem Abgeld reduzieren Sie die monatliche Ratenbelastung. Durch das Disagio zahlen Sie bereits bei Kreditauszahlung einen Teil der Zinsen im Vorfeld an die Bank zurück. Aus diesem Grund sind die Sollzinsen für die weitere Laufzeit geringer, sodass sich eine niedrigere Monatsrate ergibt.
Aus steuerlicher Sicht lohnt sich ein Disagio, wenn Sie eine vermietete Immobilie finanzieren. Den gesamten Abschlag können Sie im Jahr der Zahlung als Werbungskosten geltend machen. Wer in einem Steuerjahr besonders hohe Einkünfte hat, profitiert also von der Zinsvorauszahlung.
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Welche Nachteile gibt es bei einem Kredit mit Abgeld?
Nachteilig ist die höhere Kreditsumme, die Sie bei dieser Darlehensvariante aufnehmen müssen. Daraus folgen eine längere Laufzeit und abhängig vom Nominalzins auch höhere Gesamtkosten.
Was ist der Unterschied zwischen Disagio und Agio?
Während es sich bei einem Disagio um einen Abschlag handelt, bezeichnet der Begriff „Agio“ einen Aufschlag. Gängig ist ein Agio etwa bei der Ausgabe von Wertpapieren oder Aktien. Kommt ein neues Wertpapier auf den Markt, wird auf den Kurswert ein bestimmter Prozentsatz, das Agio, aufgeschlagen. Sie zahlen also mehr, als der Anteilsschein aktuell wert ist. Es handelt sich um eine Art Gebühr, die Sie zusätzlich zum Kaufpreis entrichten.
Ein Beispiel verdeutlicht das: Sie kaufen eine Aktie im Wert von 100 Euro mit einem Agio von 4 Prozent und bezahlen insgesamt 104 Euro für diese Aktie. Dennoch beträgt der aktuelle Kurswert 100 Euro.
Fazit: Kredit mit Disagio ist keine Alternative für private Darlehensnehmer
Aus gutem Grund bieten nur wenige Banken Baufinanzierungen mit einem Disagio an. Für private Kreditnehmer ist die Finanzierungsvariante relativ intransparent und verwirrend und lohnt sich in der Regel nicht. Steuervorteile gibt es für diesen Personenkreis nicht und auch die Tatsache, dass ein höherer Kreditbetrag aufzunehmen wäre, um den gewünschten Betrag zu erhalten, macht diese Option unattraktiv.
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