Fertighaus oder Massivhaus: Welches Haus passt zu mir?
Wenn es an den Hausbau geht, stellt sich schon frühzeitig die folgende Frage: Fertighaus oder Massivhaus? Die Antwort darauf hängt von vielen individuellen Faktoren ab und ist nicht immer einfach zu finden. Unser Ratgeber stellt die Vor- und Nachteile der beiden Bauweisen gegenüber und hilft Ihnen so dabei, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Fertighaus und Massivhaus: Was sind die Unterschiede?
Auch wenn Fertighäuser seit einigen Jahren auf dem Vormarsch sind, werden hierzulande noch immer 4 von 5 Häusern in Massivbauweise errichtet. Hierbei wird ganz klassisch Stein auf Stein gearbeitet. Viele unterschiedliche Handwerksbetriebe – darunter Tiefbauunternehmen, Maurer, Dachdecker, Treppenbauer, Maler und viele weitere – kommen direkt auf der Baustelle vor Ort zusammen und errichten gemeinsam das fertige Haus.
Im Gegensatz hierzu wird beim Fertighaus auf Vorproduktion gesetzt. Größere Bestandteile des Hauses werden vorab in großen Produktionshallen erstellt und müssen später vor Ort lediglich wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Bei diesen Bestandteilen handelt es sich in der Regel um ganze Wände, die bereits gedämmt und mit Versorgungsleitungen versehen sind. Auch Fenster und Türen sind dabei meist schon eingelassen. Anders als das Massivhaus besteht das klassische Fertighaus primär aus Holz.
Fertighaus versus Massivhaus: Vor- und Nachteile
Auch wenn das Fertighaus nach wie vor häufig als „Haus von der Stange“ betitelt wird, hat die Bauweise doch ihre Daseinsberechtigung. So geht das Fertighaus beispielsweise meist mit einer deutlichen Kosten- und Zeitersparnis einher. Um aber herauszufinden, welches Haus wirklich zu Ihnen passt, sollten Sie alle Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Bauweisen genau miteinander vergleichen und abwägen.
Vor- und Nachteile von Massivhäusern
Wenn Sie über Ihr Traumhaus nachdenken und Ihnen dabei viele Besonderheiten und kleine Details vorschweben, dann ist das Massivhaus genau das Richtige für Sie. Da Ihr Haus speziell für Sie entworfen und errichtet wird, können Sie in Absprache mit Ihrem Architekten jeden Aspekt des Hauses individuell gestalten. Besondere Wünsche wie Erker oder Wintergärten lassen sich beim Massivhaus problemlos verwirklichen. Legen Sie dann auch noch selbst Hand an, können Sie einiges an Geld sparen und so sogar Ihre Eigenkapitalquote in die Höhe treiben: Viele Banken akzeptieren Eigenleistung in Höhe von bis zu 15 Prozent der Darlehenssumme als Eigenkapital.
Darüber hinaus geht das Massivhaus in der Regel mit einer längeren Nutzungsdauer einher. Wird auf hochwertige Materialien gesetzt, kann Ihr Haus potenziell ewig stehen. Nichtsdestotrotz werden die meisten Massivhäuser nach etwa 100 bis 120 Jahren abgerissen, um Platz für neue und zeitgemäße Immobilien zu schaffen. Die beständige Massivbauweise bietet einen weiteren Vorteil: Die meisten Immobilienkäufer sind bereit, für ein Massivhaus etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Die Entscheidung für ein Massivhaus ist also immer auch eine Entscheidung für eine wertstabile und langlebige Geldanlage.
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Beim Bau eines Massivhauses kommen Materialien wie Stein und Beton zum Einsatz, die als natürliche Wärmespeicher dienen und so für ein angenehmes Raumklima sorgen. Das Mauerwerk speichert Wasserdampf, wodurch die Raumluft im Sommer gekühlt und im Winter erwärmt wird. Auch das Schimmelrisiko sinkt durch die effiziente, natürliche Dämmung und Luftzirkulation. Erhöhter Schallschutz ist ein weiterer Vorteil der Massivbauweise, denn Stein absorbiert nicht nur Wasserdampf, sondern auch Geräusche. So können die Kinder im Erdgeschoss lauthals toben, während Sie ein Stockwerk darüber konzentriert im Homeoffice arbeiten.
Vorteile von Massivhäusern im Überblick
All diesen Vorteilen stehen jedoch auch einige Nachteile gegenüber. So müssen Sie beim Hausbau in Massivbauweise mit einer verhältnismäßig langen Bauzeit rechnen. Wenn alles glatt läuft, steht das Haus in etwa 4 Monaten. Häufig sorgen allerdings schlechte Witterungsbedingungen für Verzögerungen. Zusätzlich müssen Sie hier immer damit rechnen, dass eines der Gewerke doch nicht in der veranschlagten Zeit fertiggestellt werden kann. Dies hält wiederum den Zeitplan für andere Gewerke auf, was zu langen Verzögerungen führen kann. Bedenken Sie auch, dass bei der Massivbauweise viele Materialien verwendet werden, die mit einer langen Trocknungszeit einhergehen. Die ideale Bauzeit von 4 Monaten erzielen aufgrund all dieser Widrigkeiten nur sehr wenige Bauherren.
Im Gegensatz zum klassischen Fertighaus geht das typische Massivhaus auch mit höheren Kosten einher. So sollten Sie mit Kosten um die 1.300 Euro pro Quadratmeter rechnen. Allerdings muss das Massivhaus nicht zwingend teurer sein als ein Fertighaus. Wie viel Ihr Eigenheim am Ende kostet, hängt nicht nur von der Bauweise allein, sondern auch von zahlreichen weiteren Faktoren ab. Wie hochwertig sollen die verwendeten Materialien sein? Wünschen Sie sich teure Sonderausstattung? Haben Sie viele Extrawünsche? All dies kann die Kosten bei beiden Bauweisen schnell nach oben treiben.
Nachteile von Massivhäusern im Überblick
Vor- und Nachteile von Fertighäusern
Schnell und günstig – das sind die beiden Attribute, mit denen die meisten Fertighaushersteller werben. Denn im Vergleich zum Massivhaus können Sie sich beim klassischen Fertighaus in den meisten Fällen über eine deutliche Zeit- und Kostenersparnis freuen. Da große Bauteile in Hallen vorproduziert werden, kann das Zusammensetzen vor Ort – also der eigentliche Hausbau – innerhalb weniger Tage erfolgen. Dabei müssen Sie auch keine Angst haben, dass der Zeitplan aus den Fugen gerät: Die Konstruktion eines Fertighauses ist größtenteils wetterunabhängig und somit unkritisch. Darüber hinaus erhalten Sie beim Fertighaus alles aus einer Hand, weshalb wesentlich weniger Zeit und Nerven in die Koordination verschiedener Handwerker fließen.
Bei der Kostenersparnis muss hingegen ein wenig relativiert werden: Vergleichen Sie 2 identische Häuser, so dürfte das Fertighaus eindeutig günstiger als das Massivhaus sein. Allerdings hängen auch beim Fertighaus die Preise maßgeblich von der gewünschten Ausstattung ab. Fertighäuser sind also meistens günstiger, aber eben nicht immer. Ein kleines Häuschen mit Standardausstattung erhalten Sie für etwa 150.000 Euro. Nach oben hin sind auch Fertighäusern kaum Grenzen gesetzt: Entscheiden Sie sich gegen ein Musterhaus und haben Sie viele teure Sonderwünsche, können sich die Kosten gut und gerne auf über 300.000 Euro belaufen. Anders als beim Massivhaus müssen Sie beim Fertighaus jedoch nicht mit bösen Überraschungen rechnen: Während bei der Stein-auf-Stein-Bauweise immer mal etwas teurer sein kann als veranschlagt, profitieren Sie bei Fertighäusern von fixen Baukosten und einer besseren Planbarkeit.
Fertighäuser werden häufig als Energiesparhäuser gebaut und überzeugen so durch eine besonders gute Energieeffizienz. Darüber hinaus dürften sie auch das Herz von Technikfans höherschlagen lassen: Die Vorproduktion erlaubt es, die Haustechnik effizienter zu planen, sodass Ihren Smart-Home-Wünschen keine Grenzen gesetzt sind.
Vorteile von Fertighäusern im Überblick
Einer der größten Nachteile und gleichzeitig auch das Hauptargument gegen ein Fertighaus ist die geringe Individualität. Meist wählen Käufer schlicht ein Haus aus dem Katalog oder Musterhauspark aus, das nur geringfügig individualisiert werden kann. Auch hier sei jedoch gesagt: Nicht jedes Fertighaus ist ein Musterhaus. Es gibt mittlerweile auch Architekten-Fertighäuser, die individuell produziert sind. Dies geht allerdings mit hohen Zusatzkosten einher, sodass sich der Preis kaum mehr von einem Massivhaus unterscheidet.
Was die Lebensdauer angeht, so können Fertighäuser nicht mit Massivhäusern mithalten. Während Letztere meist mehr als 100 Jahre stehen, beläuft sich die Lebensdauer von Fertighäusern lediglich auf etwa 70 bis 90 Jahre. Diesen Nachteil haben auch potenzielle Käufer vor Augen: Fertighäuser erzielen meist einen geringeren Verkaufspreis als vergleichbare Massivhäuser.
Zwar gibt es bei den beiden Bauweisen keine maßgeblichen Unterschiede hinsichtlich der Wohnqualität, doch zeichnen sich viele Fertighäuser durch eine übereffiziente Wärmedämmung aus. Was zunächst positiv klingt, geht doch mit einem entscheidenden Nachteil einher: Weder Wärme noch Feuchtigkeit können die stark gedämmten Wände passieren, was das Schimmelrisiko erhöht. Gleichzeitig müssen Sie mit Einbußen in Sachen Schallschutz rechnen: Die Wände von Fertighäusern sind meistens aus Holz und entsprechend hellhörig. Die Außenwände werden allerdings häufig verklinkert und bieten dann ebenfalls einen guten Schallschutz.
Nachteile von Fertighäusern im Überblick
Fertig- oder Massivhaus: Welches Haus eignet sich für wen?
Pauschal ist die Frage nach Fertig- oder Massivhaus leider nicht zu beantworten. Nichtsdestotrotz gibt es einige Indizien, die darauf hindeuten, dass eine der beiden Varianten besser zu Ihnen passt:
Das Fertighaus eignet sich für Bauherren, die
- Wert auf hohe Planbarkeit legen.
- unter Zeitdruck stehen.
- möglichst wenig mit dem Hausbau zu tun haben wollen.
- kaum Sonderwünsche haben.
- über wenig Vorstellungskraft verfügen und Ihr zukünftiges Zuhause in einem Musterhauspark besichtigen wollen.
Das Massivhaus eignet sich für Bauherren, die
- Wert auf Individualisierung und Personalisierung legen.
- beim Bau gern selbst Hand anlegen wollen.
- nicht unter Zeitdruck stehen (etwa weil sie gerade bereits in einer unverkauften Eigentumsimmobilie oder ungekündigt zur Miete leben).
- über genügend finanzielle Reserven verfügen, um auch ungeplante Mehrkosten problemlos stemmen zu können.
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Mischformen auf dem Vormarsch
Wenn Sie sich mit der Frage nach Fertig- oder Massivhaus beschäftigen, sollten Sie sich eines vor Augen führen: Die Grenzen sind mittlerweile fließend. Zahlreiche Fertighaushersteller haben erkannt, dass mangelnde Personalisierungsmöglichkeiten abschreckend wirken können, und setzen daher auf Baukastensysteme. Selbst gänzlich individualisierte Architekten-Fertighäuser sind mittlerweile verfügbar. Das Fertighaus ist somit bei Weitem kein reines Haus von der Stange mehr.
Gleiches gilt für das Massivhaus: Auch hier muss nicht mehr zwingend vor Ort Stein auf Stein gesetzt werden. So können Sie sich beispielsweise für die Mischform Fertigmassivhaus entscheiden. Wie bei der Fertigbauweise werden hier einzelne Teile bereits vorab produziert. Sie kommen dadurch in den Genuss der klassischen Massivhausvorteile – jedoch bei kürzeren Bauzeiten und besserer Planbarkeit.
Fazit: Für jeden Bauherrn die passende Bauweise
Die Frage nach Fertig- oder Massivhaus lässt sich meist nicht eindeutig beantworten. Die Grenzen verschwimmen immer mehr und attraktive Mischformen drängen auf den Markt. Wichtig ist es allerdings, beiden Bauweisen gegenüber offen zu sein. Wenn Sie das Haus Ihrer Träume bauen möchten, sollten Sie nicht uninformiert auf eine der beiden Varianten setzen, sondern sich vorab eingehend mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen auseinandersetzen. Vielleicht stellen Sie so fest, dass doch die Bauart zu Ihnen passt, die Sie eigentlich schon ausgeschlossen hatten.
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