Hausbau im Winter: So machen Sie Ihre Baustelle winterfest
Im Winter zu bauen, war früher ausgeschlossen und in einigen Städten bis Ende des 19. Jahrhunderts sogar gesetzlich verboten. Doch über die Jahre sind die Prozesse einfacher und die Materialien hochwertiger geworden, sodass pauschal nichts mehr gegen eine Winterbaustelle spricht. Nichtsdestotrotz sollten Sie sich das Vorhaben als Bauherr genau durch den Kopf gehen lassen, denn wird die Baustelle nicht ausreichend gesichert, können teure Folgeschäden entstehen.
- Hausbau im Winter: So machen Sie Ihre Baustelle winterfest
Warum ist der Hausbau im Winter so schwierig?
Das Bauamt hat sich überraschend viel Zeit mit Ihrer Baugenehmigung gelassen? Oder konnten Sie sich schlichtweg nicht zwischen 2 Bauangeboten entscheiden? Es gibt zahlreiche Gründe, die den Hausbau verzögern können. Wenn die Kreditraten schon laufen und nebenher auch noch Miete gezahlt wird, fällt es vielen Bauherren schwer, die Füße stillzuhalten. Ein Hausbau im Winter scheint dann die einzige Möglichkeit, um die Doppelbelastung schnell wieder loszuwerden.
Doch Sie sollten bedenken: je niedriger die Temperaturen, desto komplizierter der Hausbau. Die magische Temperaturgrenze liegt bei 5 Grad Celsius. Unterschreitet die Außentemperatur diesen Wert, verändern sich die Eigenschaften von wassergebundenen und wasserlöslichen Baumaterialien. Hier einige Beispiele:
- Mörtel und Kleber werden porös und bieten dadurch weniger Halt. Das kann zu Rissen im Mauerwerk führen, was später wiederum die Schimmelbildung fördern kann.
- Dämmmaterial wie Steinwolle verliert ihre Dämmwirkung, was für Sie später nicht nur hohe Heizkosten, sondern auch ein schlecht ausbalanciertes Raumklima bedeutet.
- Farbe haftet schlechter. Streichen Sie Ihr Haus bei einer Temperatur von unter 5 Grad Celsius, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Arbeit umsonst war. Vermutlich benötigt Ihr Haus im Frühjahr schon einen neuen Anstrich.
Zwar kann bei einigen Materialien mit Zusätzen wie Erhärtungsbeschleuniger oder Frostschutz gearbeitet werden, doch sollten Sie dies immer einem Fachmann überlassen. Gerade Laien können in der Regel nicht richtig abschätzen, welchen Einfluss niedrige Temperaturen auf Baumaterialien haben. Das Risiko teurer Folgeschäden ist hoch: Entdecken Sie Jahre später etwa Schimmel, der auf kältebedingte Risse im Gemäuer zurückzuführen ist, so müssen Sie mit Sanierungskosten von rund 10.000 Euro rechnen.
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Feuchtigkeit – das eigentliche Risiko einer Winterbaustelle
Die größte Gefahr, die Winterbaustellen unweigerlich mit sich bringen, ist auf den falschen Umgang mit Feuchtigkeit zurückzuführen. Zahlreiche Baustoffe wie Estrich und Putz enthalten einen hohen Wasseranteil. Damit Sie lange Freude an Ihrem Haus haben, müssen diese Baustoffe vollständig trocknen, was im Winter wesentlich länger dauert als im Frühjahr oder Sommer. Trocknen die Materialien nicht richtig, führt das zu Langzeitschäden. Auch wenn die austretende Feuchtigkeit nicht richtig abtransportiert wird, müssen Sie mit derartigen Schäden rechnen.
Um die Feuchtigkeit regulieren zu können, ist ein professionelles Heiz- und Lüftsystem nötig. Sie sollten die Baustelle so heizen, dass die Innentemperatur durch Elektroheizer konstant auf 10 Grad Celsius gehalten wird. Empfehlenswert ist es, die warme Luft durch Ventilatoren im gesamten Wohnbereich zu verteilen. Etwa zwei- bis dreimal täglich sollten Sie stoßlüften, um die feuchte Luft nach außen entweichen zu lassen. Gelingt es Ihnen trotz dieser Maßnahmen nicht, die Feuchtigkeit ausreichend zu senken, so können Sie mit zusätzlichen Trocknungsgeräten gegensteuern.
Besonders wichtig ist es auch, den Wohnbereich gut vom nicht ausgebauten Dach zu trennen. Ein häufiger Fehler besteht darin, dass unten geheizt wird, im Obergeschoss aber eine Dachluke offensteht. Dadurch steigt die feuchte Luft nach oben und setzt sich an den Wänden und am Holz ab, was wiederum zu Schimmel führt.
Sie sehen: Eine Winterbaustelle geht mit einigen Fallstricken einher, die meist nur professionelle Bauunternehmen richtig einschätzen können. Entscheiden Sie sich dazu, den Bau als privater Bauherr selbst zu koordinieren, so sollten Sie mit den Arbeiten besser auf die wärmeren Monate warten. Doch bedenken Sie: Selbst wenn Sie die Bauarbeiten professionell koordinieren lassen, kann ein plötzlicher Kälteeinbruch noch immer zu einem Baustopp führen. Ein Restrisiko bleibt immer, weshalb Sie Verzögerungen und daraus resultierende Mehrkosten von vornherein einkalkulieren sollten.
Winterbaustelle sichern: So geht’s!
Egal ob Sie die Bauarbeiten im Winter fortführen oder einen Baustopp einlegen: In jedem Fall sollten Sie den Rohbau ordnungsgemäß gegen Wind und Wetter sichern. Meist ist dafür der bauausführende Betrieb zuständig. Werfen Sie vor Kälteeinbruch am besten noch einmal einen Blick in Ihren Bauvertrag und kontrollieren Sie, was dort genau hinsichtlich witterungsbedingter Schutzmaßnahmen vorgesehen ist.
So sichern Sie Ihre Winterbaustelle:
- Lagern Sie Ihr Material an einem wind- und wettergeschützten Ort.
- Decken Sie den Rohbau mit Abdeckplanen ab.
- Fehlen Ihrem Rohbau noch Fenster, so verschließen Sie die dafür vorgesehenen Auslassungen mit sturmfesten Folien.
- Decken Sie Mauerkronen – also den oberen Bereich nicht fertiggestellter Mauern – ab. (Wichtig: Sind Mauerwerk oder einzelne Steine gefroren, darf später nicht damit weitergebaut werden. Beschädigte Bereiche müssen vor der Wiederaufnahme der Arbeiten entfernt werden.)
- Sofern das Dach noch nicht gedeckt ist, sollte ein provisorisches Notdach aufgesetzt werden.
- Legen Sie Drainagen, über die eingedrungenes Wasser abgeleitet werden kann.
- Schließen Sie die Kellerfenster oder sichern Sie diese mit sturmfesten Folien.
- Bei Winterbauarbeiten: Regulieren Sie die Feuchtigkeit durch ein kontrolliertes Heiz- und Lüftverhalten.
Hausbau im Winter – die 3 wichtigsten Tipps und Tricks für Bauherren
Wenn Sie auch im Winter mit den Bauarbeiten fortfahren wollen oder müssen, finden Sie hier die 3 wichtigsten Tipps und Tricks für Winterbauherren:
- Prüfen Sie Verantwortlichkeiten: Bei Winterbaustellen sollten Sie das Kleingedruckte in Bauverträgen besonders aufmerksam lesen. Prüfen Sie unter anderem, ob das von Ihnen beauftragte Bauunternehmen explizit bei witterungsbedingten Schäden und Verzögerungen haftet. Achten Sie auch darauf, wer für die Wintersicherheit der Baustelle verantwortlich ist. Selbst wenn Sie die Aufgabe an den Bauunternehmer übertragen, kann es sein, dass die Verkehrssicherungspflicht bei Ihnen liegt. Sie müssen dann unter anderem regelmäßig kontrollieren, ob die Rettungs- und Fluchtwege von Schnee und Eis befreit sind.
- Führen Sie ein privates Bautagebuch: Das offizielle Bautagebuch führt in der Regel der Bauleiter beziehungsweise der zuständige Architekt. Auch wenn Sie als Bauherr daher nicht dazu verpflichtet sind, den Baufortschritt zu dokumentieren, können detaillierte Notizen Ihnen im Zweifelsfall dabei helfen, den Verantwortlichen für Folgeschäden ausfindig zu machen und Ihre Rechte einzufordern. Gerade bei einer Winterbaustelle sollten Sie unbedingt auch Witterungsverhältnisse dokumentieren. Ideal ist es, wenn Sie darüber hinaus auch regelmäßig die Innentemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit im Rohbau festhalten.
- Greifen Sie niemals selbst ein: Beim Besuch Ihrer Baustelle wird in der unteren Etage ordnungsgemäß geheizt, aber die Dachluken stehen offen? Als gut informierter Bauherr wissen Sie, dass dies die Schimmelbildung in den oberen Stockwerken fördert. Nichtsdestotrotz sollten Sie nicht selbst eingreifen und die Dachluken schließen. Suchen Sie stattdessen das Gespräch mit Ihrem Bauleiter und weisen Sie diesen auf den vermeintlichen Missstand hin. Denn greifen Sie selbst ein, verlieren Sie im schlimmsten Fall Ihren Anspruch auf Schadensersatz bei Folgeschäden.
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Was kostet ein Hausbau im Winter?
Gerade die Doppelbelastung von Miete und Kreditraten verleitet viele Bauherren dazu, auch im Winter bauen zu wollen. Hinzu kommt, dass Handwerksbetriebe häufig attraktive Angebote machen, um weniger nachgefragte Monate durch Rabatte mit Aufträgen zu füllen.
Auch wenn dies verlockend scheinen mag, so beziehen sich die Rabatte meist nur auf die Arbeitszeit. Bedenken Sie, dass Abdeckplanen und Schutzfolien eine Menge Geld kosten können. Hinzu kommen hohe Energiekosten für das konstante Heizen des Rohbaus. Auch bei den Materialien muss oft auf höherwertige Produkte mit Witterungsschutz zurückgegriffen werden, was ebenfalls mit höheren Kosten einhergeht.
Insgesamt kostet eine Winterbaustelle mehr Geld und meist dauern die Bauarbeiten auch etwas länger. Selbstverständlich können Sie früher in Ihr Eigenheim einziehen, wenn Sie auch die kühleren Monate effizient nutzen, doch sollten Sie das Vorhaben gut durchkalkulieren. Besonders teuer und unangenehm wird es, wenn Sie im Nachhinein Schäden entdecken, die auf nicht vollständig getrocknete Materialien oder Kälterisse im Mauerwerk zurückzuführen sind. Zwar haftet hier in der Regel das Bauunternehmen, doch kosten Sie die Beweisführung und Mängelbeseitigung jede Menge Zeit und Nerven.
Fazit: Hausbau im Winter ist möglich, aber nicht immer empfehlenswert
Ein Hausbau im Winter ist grundsätzlich möglich, doch sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Viele Baumaterialien verändern bei kühlen Temperaturen ihre Eigenschaften, was zu Mehrarbeit und Folgeschäden führen kann. Wenn Sie dennoch im Winter bauen wollen, so sollten Sie bei der Auswahl des bauausführenden Betriebs darauf achten, dass dieser bereits mehrere Winterbaustellen betreut hat und dadurch über eine gewisse Expertise verfügt. Behalten Sie außerdem im Hinterkopf, dass der Hausbau im Winter oft mit höheren Kosten verbunden ist und ein kältebedingter Baustopp trotz aller Sicherungsmaßnahmen nie gänzlich ausgeschlossen werden kann.
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