Mehrere Bausteine mit Prozenten, ein Symbolbild für Zinsen

Was sind Zinsen?

Unter dem Begriff „Zinsen“ ist ganz allgemein ein Entgelt zu verstehen, das für die zeitlich befristete Überlassung von Geld oder Sachen berechnet wird. Allerdings wird der aus dem Lateinischen stammende Begriff insbesondere im Zusammenhang mit Geldgeschäften verwendet. Wie sich Zinsen noch genauer definieren lassen und welche Zinsarten es gibt, erfahren Sie im Folgenden.

Grundlegendes zum Thema Zinsen

Wenn Sie Geld verleihen oder bei einer Bank anlegen, erwarten Sie dafür eine Gegenleistung. Schließlich kann der Empfänger des Geldes dieses für seine eigenen Zwecke verwenden und davon profitieren. Die Bank kann bei ihr deponiertes Geld investieren oder weiterverleihen.

Die Gegenleistung, die für geliehenes oder überlassenes Geld gezahlt wird, nennt man Zins. Vereinfacht ausgedrückt: Unter Zinsen ist die „Miete“ zu verstehen, die für geliehenes Kapital gezahlt werden muss. Insbesondere im Falle einer Kreditaufnahme wird das deutlich: Nehmen Sie einen Kredit auf, müssen Sie Zinsen auf Ihre Kreditschuld an die Bank bezahlen.

Aus der anderen Richtung betrachtet stellen Zinsen allerdings kein zu zahlendes Entgelt dar. Der Begriff Zinsen beschreibt stattdessen den Gewinn, den Sie erzielen, wenn Sie Ihr Geld einem Dritten zur Verfügung stellen. Das ist zum Beispiel bei klassischen Sparanlagen wie einem Tagesgeldkonto der Fall. Hier erhalten Sie einen Ertrag in Form von Zinsen, wenn Sie Geld investieren.

Sparer hoffen regelmäßig auf möglichst hohe Zinsen – Kreditnehmer hingegen wünschen sich einen möglichst niedrigen Zins. Einfluss darauf, wie hoch oder niedrig Zinsen ausfallen, haben sogenannte Referenzzinssätze. Im europäischen Raum ist der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) die wichtigste Referenz.

Unabhängig davon, wie hoch oder niedrig sie ausfallen: Zinsen werden meist als Jahreszins ausgedrückt und sind Schwankungen unterworfen. Allerdings gibt es die Möglichkeit, sie im Zusammenhang mit bestimmten Finanzierungsformen vertraglich für einen längeren Zeitraum fest zu vereinbaren. Diese Vereinbarung wird als Zinsfestschreibung bezeichnet. Welche Arten von Zinsen es gibt und welchen Zweck sie jeweils haben, lesen Sie im Folgenden.

Individuelle Immobilienfinanzierung dank persönlicher Beratung
Sichern Sie sich jetzt günstige Konditionen!

Die verschiedenen Zinsarten

Es gibt verschiedene Arten von Zinsen, die Ihnen je nach Zusammenhang begegnen können. Hier die wichtigsten im Überblick.

Soll- und Habenzins

Bei Sollzinsen handelt es sich um die Gebühren, die Sie für einen Kredit an Ihre Bank zahlen müssen, beispielweise im Rahmen einer Baufinanzierung. Habenzinsen hingegen werden von der Bank an Sie als Sparer ausbezahlt, wenn Sie Ihr Geld etwa auf einem Festgeldkonto deponieren. In der Regel sind Sollzinssätze höher als Habenzinssätze.

Negativzins

Im Fall von Negativzinsen sind die Vorzeichen der Soll- und Habenzinsen vertauscht.

Sparer, die ihr Geld einer Bank überlassen, erhalten dann keine Zinsen mehr, sondern müssen Zinsen für die Aufbewahrung an die Bank bezahlen. Aus diesem Grund werden Negativzinsen in diesem Zusammenhang auch als Strafzinsen bezeichnet.

Umgekehrt kann es bei Negativzinsen vorkommen, dass Kreditnehmer keine Zinsen zahlen müssen, sondern diese erhalten.

Diese verkehrte Welt kann vorkommen, wenn das Zinsniveau für längere Zeit sehr niedrig ist. Vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen senkt die Zentralbank den Leitzins, um es den Marktteilnehmern zu erleichtern, an Kapital zu kommen und so die Wirtschaft zu stabilisieren. Sinkt der Leitzins über einen längeren Zeitraum immer weiter, entstehen Negativzinsen.

Nominal- und Realzins

Beim Nominalzins handelt es sich um den Zinssatz, der im jeweiligen Vertrag festgeschrieben wird und der zur Berechnung der Zinsen verwendet wird.

Beträgt der Nominalzins bei einem Tagesgeldkonto beispielsweise 1 Prozent , so erhalten Sie für eine Anlage von 1.000 Euro jährliche Zinsen in Höhe von 10 Euro.

Der Realzins schließt dagegen Inflations- oder Deflationsraten mit ein. Diese Minderung oder Steigerung der Kaufkraft des Geldes hat maßgeblichen Einfluss darauf, wie sinnvoll eine Anlage ist.

Der Realzins ergibt sich näherungsweise aus der Formel:

Nominalzins – Inflationsrate = Realzins

Liegt die Inflationsrate bei 0,7 Prozent, so beträgt der Realzins bei dem genannten Beispiel etwa 0,3 Prozent. Er beschreibt die tatsächliche (reale) Verzinsung des Guthabens: Sie bekommen zwar am Jahresende 1 Prozent Zinsen = 10 Euro gutgeschrieben, diese haben aber wegen der Inflationsrate von 0,7 Prozent nur eine Kaufkraft – einen Wert – von 3 Euro, also 0,3 Prozent von 1.000 Euro.

Effektiver Jahreszins

Insbesondere im Zusammenhang mit Darlehensangeboten wird häufig der Begriff „effektiver Jahreszins“ verwendet. Hierunter ist der Zinssatz zu verstehen, der sich unter Berücksichtigung aller anfallenden Kosten und zusätzlichen Gebühren für das Darlehen ergibt. Der effektive Jahreszins wird auf Basis des Nominalzinses ermittelt und muss gemäß einer EU-Richtlinie von Banken im Zusammenhang mit Kreditangeboten angegeben werden.

Der effektive Jahreszins ist die beste Möglichkeit, um unterschiedliche Angebote sinnvoll miteinander zu vergleichen.

Leitzins

Der Leitzins wird von Notenbanken wie der Europäischen Zentralbank bestimmt. Durch seine Festlegung findet eine Regulierung der Geldmenge in einem bestimmten Währungsraum statt.

Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Kreditinstitute bei der Zentralbank Geld beschaffen können. Daher orientieren sich in der Folge auch die Zinssätze, die Banken bei Geschäften mit Kunden ansetzen, am Leitzins.

Überziehungszins

Bei Überziehungszinsen handelt es sich um eine spezielle Art von Sollzinsen. Sie kommen dann zur Anwendung, wenn etwa ein Girokonto ohne vorherige Abstimmung mit der Bank überzogen wird. Heben Sie mehr von Ihrem Konto ab, als dort an Guthaben vorhanden ist, fällt für den Minusbetrag auf Ihrem Konto der Überziehungszins an.

Dies gilt übrigens nicht, wenn Sie einen Dispositionskredit mit Ihrer Bank vereinbart haben. Für Überziehungen, die innerhalb Ihres Kreditrahmens liegen, fällt der günstigere Dispo-Zins an.

Zinseszins

Wie der Name bereits vermuten lässt, beschreibt der Zinseszins den Vorgang, wenn ein Zinsbetrag verzinst wird.

Dieser Effekt kommt Anlegern bei langfristigen Investitionen zugute, da sie auf die Zinsen des Vorjahres in diesem Jahr ebenfalls Zinsen erhalten. Auf diese Weise kann ein exponentielles Wachstum der Anlagesumme erzielt werden.

Zins auf Sachkapital

Unter Zinsen wird meistens verstanden, dass für die Überlassung von Kapital ein Entgelt gezahlt wird. Dieses Zinsprinzip kann jedoch auch auf Sachwerte übertragen werden: Wird Ihnen ein Büroraum oder eine Wohnung überlassen, müssen Sie dafür Miete bezahlen. Die Miete stellt so gesehen ebenfalls einen Zins dar, den Sie in diesem Fall für die Überlassung eines Sachwertes entrichten. Nicht selten wird die Miete darum auch als Mietzins bezeichnet.

Kapitalmarktzins und Geldmarktzins

Im Zusammenhang mit Wertpapiergeschäften wird der Zins oftmals Kapitalmarktzins genannt. Ermittelt wird er anhand der Rendite eines festverzinslichen Wertpapiers.

Bei kurzfristigen Anlagegeschäften wie dem Tagesgeld findet der Geldmarktzins Verwendung. Als Referenzzinssatz für den Geldmarktzins dient etwa der EURIBOR. Der EURIBOR stellt dabei vereinfacht dargestellt den Zinssatz dar, den Banken im Euroraum bei kurzfristigen Geldgeschäften untereinander verwenden.

Zinsen – das Wichtigste zusammengefasst

Unter dem Begriff „Zins“ wird ein Entgelt verstanden, das für die zeitweise Überlassung von Kapital oder Sachwerten gezahlt werden muss. Im Alltag besonders präsent sind insbesondere Soll- und Habenzinsen.

Sollzinsen müssen an Kreditgeber wie Banken gezahlt werden, wenn ein Kredit aufgenommen wurde. Sie sind sozusagen die „Leihgebühr“ für das überlassene Kapital.

Wird Geld hingegen angelegt, so erhält der Anleger als Gegenleistung den Habenzins.

Individuelle Immobilienfinanzierung dank persönlicher Beratung
Sichern Sie sich jetzt günstige Konditionen!

Bildnachweis: Monster Ztudio / Shutterstock.com

Nach oben scrollen